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Geschichte des ersten deutschen Ballonfahrers

Man schreibt den 22. Januar 1784. Aus einem Fenster des zweiten Stocks in der Benediktinerabtei in Ottobeuren hängt eine schlaff herunterhängende Ballonhülle aus festen Papierstreifen. Am unteren Ende des Ballons ist ein Gefäß aus Kupferblech befestigt, das mit Weingeist gefüllt ist. Ein Pater entzündet die Flüssigkeit. Rasch dehnt sich die Hülle aus, der Ballon beginnt sich zu füllen, bis er einen  Durchmesser von 3,9 Metern erreicht hat. Dies ist nach sechs Minuten der Fall, dann wird die Halterstange aus der Schlaufe gezogen und der Ballon beginnt zum Erstaunen der vielen Zuschauer zu steigen – immer weiter gen Himmel. Nach wenigen Minuten haben die Zuschauer den Ballon aus den Augen verloren. Er wird später auf einem Berg östlich von Ottobeuren gefunden. Initiator dieser ersten Heißluftballonfahrt in Deutschland ist der Pater Ulrich Schiegg, ein gebürtiger Gosbacher.

Er wurde am 3. Mai 1752 als erstes von drei Kindern des Ehepaars Laurentius und Maria Schiekh in Gosbach (heute Ortsteil von Bad Ditzenbach) geboren. Im Taufregister ist er allerdings unter dem Vornamen Joseph eingetragen. Erst als er später das Ordensgelübde in der Benediktinerabtei Ottobeuren ablegt, nimmt er den Namen Ulrich an. Inzwischen war auch aus Schiekh der Nachname Schiegg geworden.

Schon früh wurde er in Zwiefalten und Ehingen von Mönchen unterrichtet. Mit 18 Jahren trat er in die Benediktinerabtei Ottobeuren ein. Nach dem Gelübde wurde er 1775 zum Priester geweiht. Schiegg betätigte sich als Lehrer an der Klosterschule. Er unterrichtete Mathematik, Physik, Astronomie und Philosophie.

Mitte des Jahres 1783 ging dann eine Nachricht aus Frankreich wie ein Lauffeuer durch Deutschland: Das Brüderpaar Montgolfier hatte in Vidalon-les-Annonay einen Ballon steigen lassen. Monate später unternahmen Pilatre de Rozier und Marquis d’Arlande die erste bemannte Ballonfahrt. Wie die unheimlichen Objekte in den Himmel steigen konnten, blieb für die allermeisten Menschen ein Geheimnis.

Auch Pater Schiegg ließen die Ereignisse nicht in Ruhe. Lange grübelte er, bis er die Lösung parat hatte. „In der Luft kann ein Körper nur steigen, wenn er leichter ist als Luft“, schrieb er seine Gedanken nieder. Und: „Wenn man die Innenluft eines Hohlkörpers erhitzt, dehnt sie sich stark aus und hat im Ballon nicht mehr Platz. Der größte Teil der erhitzten Luft strömt durch eine Öffnung aus dem Ballon, er wird leichter und muss steigen.“

Dass er mit seiner Vermutung richtig lag, bestätigte er eindrucksvoll an jenem Januartag im Jahr 1784. Auch in Deutschland brach daraufhin ein „Ballonfieber“ aus. Pater Schiegg wurde als Wissenschaftler weithin bekannt. 1791 wurde er als Professor an die Universität Salzburg bestellt. 1802 rief ihn der spätere König Max Joseph als Astronom an der akademischen Sternwarte nach München. 1805 wurde er mit der Landvermessung Frankens beauftragt. Bei einer der Vermessungsarbeiten scheuten 1807 plötzlich die Pferde, der Wagen stürzte um. Schiegg wurde von seinem schweren Instrumentenkasten getroffen und erlitt schwere Brustverletzungen, von denen er sich nie mehr erholte. Am 4. Mai 1810 starb er im Alter von 58 Jahren.

Weitere Information zu Ulrich Schiegg finden Sie HIER

 

 

 

 

 

 

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